Nachbarland Belgien
Ebenso wie die Niederlande ist auch das Nachbarland Belgien bei Deutschen und Touristen aus anderen europäischen Ländern sehr beliebt. Denn das Land hat einiges zu bieten: ob zum Baden an die belgische Nordseeküste, zum Wandern in die Ardennen oder zum Radfahren in die Wallonie – Belgien ist als Urlaubsland gefragt. Neben diesen Urlaubsregionen locken auch die Stadt Brügge oder die belgische Hauptstadt Brüssel.
Für viele deutsche Urlauber bietet es sich an, das Land mit dem eigenen Auto zu bereisen. Andere Reisende mieten sich vor Ort ein Fahrzeug, um unabhängig zu sein und sich auch über weitere Strecken fortbewegen zu können. So oder so: Wie vor jeder Reise ist es sinnvoll sich über die örtlichen Gegebenheiten und Vorschriften zu informieren.
Für alle die eine Reise nach Belgien mit dem Auto planen oder die gerade aus dem Belgienurlaub kommen und Angst vor einem möglichen Bußgeldbescheid haben gibt es hier die wichtigsten Informationen. Sie erfahren welche Höchstgeschwindigkeiten auf belgischen Straßen erlaubt sind, an welche Vorschriften Sie sich halten müssen und welche Konsequenzen drohen, wenn Sie in Belgien geblitzt worden sind oder wegen eines anderen Vergehens ein Knöllchen im Briefkasten liegt.
Geschwindigkeitsvorschriften in Belgien
Wie schnell darf man auf den verschiedenen Straßen fahren? Zwar weisen natürlich auch in Belgien die Verkehrsschilder auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit hin, dennoch ist es sinnvoll sich schon vor der Reise darüber zu informieren und sich darauf einzustellen. Denn nicht selten fahren Autofahrer aus Gewohnheit auf einer leeren Autobahn gerne mal schneller.
Folgende Geschwindigkeitsbeschränkungen gelten in Belgien:
- Innerhalb von geschlossenen Ortschaften darf man bis zu 50 km/h fahren.
- Außerhalb geschlossener Ortschaften darf man bis zu 90 km/h fahren. Manchmal sind es 70 km/h.
- Auf Belgiens Autobahnen gilt die Geschwindigkeitsgrenze von 120 km/h, wobei man bei Nebel und sehr starken Regen nur bis zu 110 km/h fahren darf.
- Außerdem wird die Geschwindigkeit auf manchen Autobahnen für den Umweltschutz abgesenkt, wenn die Feinstaubbelastung zu hoch ist. Dies ist auf den Autobahnen zwischen den Städten Brüssel, Gent und Antwerpen der Fall. Hier dürfen dann auch auf der Autobahn nur 90 km/h statt 120 km/h gefahren werden.
Je nachdem, wie weit die Geschwindigkeit in Belgien überschritten wird, kann ein Bußgeld zwischen 50 und 2.750 Euro fällig werden. Wer die Geschwindigkeit besonders hoch überschreitet, dem kann sogar das Fahrzeug entzogen werden. Ansonsten wird bei geringen Verkehrsverstößen ein Strafzettel nach Hause geschickt.
Hier einige Beispiele für Geschwindigkeitsüberschreitungen und die entsprechenden Bußgelder:
- Eine Überschreitung von 1 – 10 km/h kostet 50 Euro.
- Eine Überschreitung von 11 – 30 km/h kostet 50 + 10 Euro pro zu schnell gefahrenen km/h.
- Bei einer Überschreitung ab 31 km/h kommt auf den Betroffenen ein Gerichtsverfahren, ein Fahrverbot und ein Bußgeld zu, das bis zu 2750 Euro betragen kann.
Allgemeine Vorschriften im belgischen Straßenverkeh
Was die allgemeinen Verkehrsregeln in Belgien betrifft, so sind die Unterschiede zu Deutschland eher gering.
- Auf belgischen Straßen gilt in der Regel rechts vor links.
- Wie in Deutschland auch, muss man in Belgien mindestens 18 Jahre alt sein, um ein Fahrzeug führen zu dürfen.
- Den Führerschein, den Fahrzeugschein und Ihre grüne Versicherungskarte sollten Sie bei ihrer Fahrt durch Belgien immer dabeihaben.
- Die Anschnallpflicht gibt es natürlich auch in Belgien. Beim Verstoß gegen diese Vorschrift wird ein Bußgeld von 110 Euro pro nicht angeschnallter Person veranschlagt.
- Kinder deren Körpergröße weniger als 1,35m beträgt müssen in einem geeigneten Kindersitz auf dem Beifahrersitz oder Rücksitz sitzen.
- Es gibt eine Helmpflicht für Fahrer von Motorrädern und Mopeds.
- In Belgien gibt es Fahrstreifen, die nicht von allen Verkehrsteilnehmern benutzt werden dürfen. Es gibt gesonderte Fahrstreifen für Fußgänger, Reiter, Radfahrer und Fahrer von landwirtschaftliche Fahrzeugen.
Handy am Steuer
Auch in Belgien ist die Bedienung eines Handys, Smartphones oder ähnlichen elektronischen Gerätes während des Fahrens für den Fahrzeugführer verboten. Ob nun Telefonieren, Nachrichten tippen oder die Navigations-App programmieren – das alles sollte der Fahrer nicht während der Fahrt erledigen, sondern am besten davor. Wer dringend telefonieren muss, der sollte sich einen geeigneten Ort suchen und das Fahrzeug dort parken. Wie in Deutschland auch, ist das Telefonieren mit einer Fernsprecheinrichtung aber erlaubt. Das Bußgeld bei einem Verstoß gegen das Handyverbot beträgt in Belgien 110 Euro.
Alkohol am Steuer in Belgien
Wie in Deutschland liegt der zulässige Höchstwert in Belgien bei Alkohol im Blut bei 0,5 Promille. Wer sich nicht daran hält, dem drohen mitunter hohe Geldstrafen und auch Fahrverbote.
- Bei einem Blutalkoholwert zwischen 0,5 und 0,8 Promille beträgt die Geldbuße in der Regel 179 Euro.
- Bei einem Blutalkoholwert zwischen 0,8 und 1,0 Promille droht eine Geldbuße von 420 Euro.
- Bei einem Blutalkoholwert von 1,0 und 1,2 Promille beläuft sich das Bußgeld auf 578 Euro.
- Wenn der Blutalkoholwert zwischen 1,2 und 1,5 Promille liegt, dann werden 1.260 Euro fällig.
- Ab einem Wert von 1,5 Promille wird der Beschuldigte vor Gericht geladen.
Wenn durch einen Drogentest bei einer Verkehrskontrolle Drogen im Urin nachgewiesen werden ist das Weitere Fahren und Bedienen des Fahrzeuges nicht mehr gestattet. Der Führerschein wird konfisziert und erst nach dem Fahrverbot wieder ausgehändigt. Zudem wird eine Geldstrafe fällig.
Autofahren unter Einfluss von Drogen
Wer mit Drogen im Blut am Steuer eines Fahrzeugs erwischt wird, der muss erst einmal seinen Führerschein abgeben. Der Nachweis erfolgt über die Testung des Urins. Der Betroffene wird unter anderem mit einem Fahrverbot bestraft und muss außerdem eine Geldstrafe zahlen.
Die Maut in Belgien
In Belgien gilt die Maut in den allermeisten Fällen nur für größere Fahrzeuge, genauer gesagt nur für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen. Alle Fahrzeuge unter dieser Gewichtsgrenze, sowie Busse und Fahrzeugkombinationen unter 3,5 Tonnen, verkehren überwiegend mautfrei. Es gibt allerdings die Ausnahme des Liefkenshoek-Tunnels unter dem Scheldtfluss. Dieser ist Teil einer Verbindungsstraße zwischen der A12 (Bergen am See nach Antwerpen) und der N49 (Antwerpen nach Zelzate). Auf dieser Strecke fällt auch eine Maut für PKW an. Die Höhe dieser Maut hängt einerseits von der Höhe des Fahrzeugs aber auch von der gewählten Bezahlart ab.
- Bei Kategorie 1 (Höhe unter 2,75 m) 6 Euro am Schalter, 4,95 Euro mit Kredikarte, 3,56 Euro mit Teletol / OBU (elektronische Erfassung).
- Bei Kategorie 2 (Höhe über 2,75 m) 19 Euro am Schalter, 17,60 Euro mit Kreditkarte, 14,16 Euro mit Teletol / OBU (elektronische Erfassung).
Es gibt generell drei Faktoren die bei der Berechnung der Autobahngebühren eine Rolle spielen: das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs, die Emissionsklasse sowie die Art der mautpflichtigen Straße. Die Abrechnung findet nach Kilometern statt. Für Fahrer von Pkws ist aber nur die Maut für die genannte Verbindungsstraße relevant.
Das Parken in Belgien
Die meisten Parkplätze in Belgien sind kostenpflichtig. Die zugehörigen Parkautomaten lassen sich in der Nähe der Parkplätze finden. Bezahlt werden kann dort in der Regel mit Münzgeld. Werktags ab 18 Uhr, sowie an Sonn- und Feiertagen ist das Parken kostenlos. Wer sein Fahrzeug falsch oder ohne Parkschein parkt, dessen Fahrzeug wird abgeschleppt oder mit einer Parkkralle versehen.
Verfolgung von Bußgeldbescheiden
Wie in vielen anderen europäischen Ländern ist die Verfolgung von Bußgeldern über die Landesgrenzen hinweg seit einigen Jahre einfacher geworden. Bürokratische Hürden wurden zum Teil abgeschafft und das Verfahren wurde vereinfacht. Nicht zuletzt macht dies die Datenbank EUCARIS (European Car and Driving Licence Information System) möglich, mit deren Hilfe die Behörden der teilnehmenden Länder die Möglichkeit haben, die Fahrzeug- und Halterdaten der Verkehrssünder einfach und schnell zu ermitteln.
Wenn Sie Ihr Knöllchen nicht schon vor Ort zahlen müssen, kann es durchaus sein, dass es Sie auf dem Postweg erreicht. Die Vollstreckung von Bußgeldern durch das deutsche Bundesamt für Justiz wird jedoch nur ab einem Betrag von 70 Euro (Bußgeld plus Bearbeitungsgebühren etc.) durchgeführt. Wenn Sie jedoch wiederholt in Belgien unterwegs sind, können die dortigen Behörden das Bußgeld aber im auch im Nachhinein noch kassieren.
Was ist bei einem Unfall im Ausland zu tun?
Generell sind bei einem Autounfall in Belgien oder in einem anderen Land dieselben Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, die auch in Deutschland zu treffen sind. Genauso müssen Sie auch hier im Falle eines schweren Unfalls die Polizei verständigen, unter Umständen einen Rettungsdienst anfordern und gegebenenfalls selbst erste Hilfe leisten.
Im Falle eines Unfalls müssen Betroffene ein Unfallformular ausfüllen, in dem der Hergang des Geschehens dargestellt wird, aber keine Schuldzuweisung festgehalten werden müssen. Dieses Formular muss von den Beteiligten unterschrieben und bei der Versicherung eingereicht werden.
Vor dem Urlaub ist es auch ratsam sich bei der eigenen Versicherung zu informieren, was im Falle eines Unfalls zu beachten ist.